Buchvorstellung: Konsumentenschutz

Buchvorstellung: Konsumentenschutz

Der Klappentext des Buches “Konsumentenschutz – Ein aussterbender Begriff? Untersuchung des Gefahrenpotenzials durch Neuromarketing” von Jana Zabel beginnt mit den Worten: “Wenn Kunden Produkte kaufen, gibt es immer mindestens zwei Sichtweisen: die des Kunden und die des Verkäufers bzw. Unternehmens.” Endlich ein Buch, das Neuromarketing aus der Sicht des Konsumenten beschreibt, dachte ich – und besorgte mir das Werk.

Mein Urteil in einem Satz: Nicht kaufen, da zu wenig Mehrwert bei zu hohen Kosten.

Die Autorin

“Konsumentenschutz” wurde von Jana Zabel verfasst. Das wenige, was ich über die Autorin finden konnte, stammt von der Produktbeschreibung auf Amazon.de.  Demnach ist Frau Zabel Jahrgang 1986 und studierte Betriebswirtin. Ihren Abschluss (Master of Arts) mit dem Schwerpunkt Marketing machte sie 2011 an der Hochschule Wismar. Das Buch “Konsumentenschutz” ist die Veröffentlichung ihrer Abschlussarbeit.

Die wichtigsten Fakten

“Konsumentenschutz” ist Ende 2012 im Diplomica Verlag Hamburg erschienen. Das Paperback umfasst 96 Seiten und kostet 44,99 Euro.

Meine Meinung zu “Konsumentenschutz”

Konsumentenschutz_BuchWenn man das Büchlein – mit 96 Seiten ist der Umfang des Buches tatsächlich überschaubar – fair beurteilen möchte, muss man natürlich im Hinterkopf haben, dass es sich um die Abschlussarbeit einer Masterstudentin handelt, nicht um das Grundlagenwerk eines schon seit Jahren im Feld arbeitetenden Wissenschaftlers. Hat man sich einmal an den Schreibstil gewöhnt (alle verwendeten Begriffe werden ausführlich eingeführt und definiert, worunter die Lesbarkeit natürlich leidet) und sieht man über ein paar Rechtschreib- und Grammatikfehler hinweg, liest man das Buch an einem, maximal zwei Abenden durch.

Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte nehme ich an, dass sich “Konsumentenschutz” vor allem an Betriebswirte richtet, die selbst wenig bis keine Ahnung von Neuromarketing haben. Dies würde zumindest erklären, warum einer kurzen Einführung zum Thema Konsumentenschutz eine lange Einführung ins Thema Neuromarketing folgt, der ganze 37 Seiten gewidmet werden. Der abschließenden ethischen Betrachtung, die ich beim Titel erwartet und auf die ich mich gefreut hatte, werden leider nur 15 Seiten eingeräumt (wovon zwei Seiten das zusammenfassende Fazit stellen). Insgesamt erscheint mir das Buch damit ein wenig unbalanciert, was aber, wie gesagt, der Zielgruppe geschuldet sein könnte.

Inhaltlich hält sich Frau Zabel für meinen Geschmack zu sehr mit Begriffsbestimmungen und Einführungen auf und geht leider zu wenig in die Tiefe. Umfassende und objektive Literatur zum Konsumentenschutz bei Neuromarketing ist mir bislang noch nicht so häufig untergekommen, doch leider kann das Buch diese Lücke nicht füllen. Dafür wird zu viel auf veraltete Literatur eingegangen (Kant, Freud, …) und zu wenig auf aktuelle Befunde. Der Versuch, eine ethische Bewertung von Neuromarketing zu liefern, scheitert allein schon daran, dass Begriffe wie “freier Wille”, “Bewusstsein” und “Freiheit” zwar auf je ein bis zwei Seiten eingeführt, dann aber nur in ein paar kurzen Nebensätzen zu Neuromarketing in Beziehung gesetzt werden. Sicherlich wäre es für eine Masterarbeit zu viel verlangt, abschließend zu beurteilen, ob Neuromarketing in der Lage ist den freien Willen eines Konsumenten zu manipulieren oder gar zu umgehen. Dies würde vor allem anderen eine abgeschlossene Debatte um die Existenz eines freien Willen voraussetzen. Dadurch, dass solche Themen aber angerissen werden und sich Frau Zabel nicht mit solchen Themen begnügt, die handhabbar gewesen wären (zum Beispiel die aktuelle rechtliche Situation in Deutschland, eine Kontrastierung des Gefahrenpotenzials von Neuromarketing aus Sicht eines Konsumentenschützers im Vergleich zur Sicht eines Neurowissenschaftlers, von mir aus sogar die Bewertung von Neuromarketing durch die oberste ethische Instanz, die Kirche…), entsteht der Eindruck von Stückwerk – einem vielleicht guten Ansatz, der aber nicht konsequent zuende verfolgt wurde.

Einen echten Mehrwert im Sinne von einer umfassenden Zusammenfassung des Status quo, von Praxisimplikationen oder zumindest einem Ausblick auf zukünftige Entwicklungsrichtungen kann ich in “Konsumentenschutz” jedenfalls nicht erkennen.

Von daher fällt meine abschließende Bewertung eher negativ aus: Nicht kaufen, wenn überhaupt dann leihen.

Solltet ihr euch trotzdem selbst einen Eindruck verschaffen wollen, das Buch kann direkt über den Verlag bestellt werden.

Zusammenfassung: Das Wichtigste in 50 Wörtern

„Konsumentenschutz“ ist eine kurze, relativ oberflächlich bleibende Einführung ins Neuromarketing und die damit verbundenen ethischen Probleme. Eine Analyse, wie und wo man Konsumenten vor Neuromarketing schützen kann und muss, erfolgt nicht wirklich. Ich empfehle: Lieber leihen statt kaufen oder ganz verzichten. Knapp 45 Euro ist das Buch leider nicht wert.

 

Hinweis: Discover-neuro.de nimmt am Partnerprogramm von Amazon Teil. Sollte das rezensierte Buch über den oben stehenden Link bestellt werden, fließt ein kleiner Teil des Erlöses an den Autor dieser Rezension.