Kundenbegeisterung statt Consumer Confusion (Teil 2)

Kundenbegeisterung statt Consumer Confusion (Teil 2)

Der Neuromarketing Kongress 2014 ist vorbei. Nachdem ich mich letzte Woche mit seiner Organisation und den ersten vier Vorträgen beschäftigt habe – den kompletten Bericht findet ihr hier – soll es diese Woche um die fünf noch verbliebenen Vorträge, sowie einen kurzen Ausblick auf die mögliche Fortsetzung im Jahr 2015 gehen. Immerhin gibt es schon ein wahrscheinliches Datum. Ich hätte darüber hinaus auch einige Themenvorschläge.

Aber beginnen wir mit dem Rückblick.

Kundenbegeisterung statt Consumer Confusion – das war der Neuromarketing Kongress 2014

Dr. Florian Kerkau – Neuroweb: Wie man Webshops durch Einfachheit erfolgreicher macht

Ich habe es bereits in meinem Livebericht erwähnt:  Herr Dr. Kerkau legte seinen Schwerpunkt zunächst auf verschiedene neurowissenschaftliche Methoden – neben der funktionellen Magnetresonanztomografie vor allem auf eine Methode, die mich ein bisschen in diesem Kontext überraschte und auf die ich in den nächsten Wochen noch einmal eingehen werde: die Nahinfrarotspektroskopie, kurz NIRS.

Dr. Kerkau auf dem Neuromarketing Kongress 2014

Dann ging es um die Gestaltung und vor allem den Vergleich verschiedener Onlineshops, vor allem um den Marktführer Amazon. An einigen Beispielen zeigte Herr Dr. Kerkau, dass Amazon seine Stellung am Markt nicht mehr seiner einfachen Bedienbarkeit, der sogenannten Usability verdankt, sondern dass es mehr als einen Wettbewerber gibt, der Amazon in Sachen Einfachheit den Rang abgelaufen hat. Trotz der berühmten “1-Klick” Funktion.

Bedienbarkeit und Einfachheit sind also Schlüsselfaktoren zum Erfolg – wenn man aber einmal eine gewisse Stellung errungen hat, kann man es sich erlauben komplizierter zu werden.

Den kompletten Vortrag von Herrn Dr. Kerkau findet man hier.

Olaf Hartmann – The Power of Touch! Mit dem Haptik-Effekt komplexe Produkte einfach verkaufen

Herr Hartmann, wann Sie das hier lesen sollten: Chapeau! Sie haben mich begeistert – was schwer genug ist. Sie haben meiner Meinung nach als einziger Redner das Kunststück vollbracht, das Niveau der Organisation noch zu übertreffen. Und Sie haben mir ein paar Neuheiten präsentiert.

Olaf Hartmann auf dem Neuromarketing Kongress 2014Ein paar Beispiele: Es ist nichts neues, dass das Gehirn es bevorzugt, wenn auf mehreren Sinneskanälen übereinstimmende Informationen ankommen. Stichwort: multisensorische Wahrnehmung, auf die ich hier schon einmal kurz eingegangen bin. Dass der Haptik hierbei eine besondere Rolle zukommt, war mir in diesem Maße jedoch nicht bewusst. Wir können uns verhören. Wir können uns versehen. Aber wir können uns nicht verfühlen, wie Herr Hartmann so schön sagte. Stellt man beispielsweise vor eine Obst- und Gemüsetheke ein einfaches Schild mit der Aussage: “Fühlen Sie die Frische”, erhöhen sich die Absätze um 40%.

Ein Produkt “begreifen” bekommt so eine ganz neue Bedeutung und erklärt vielleicht, warum sich materielle Produkte zumeist leichter verkaufen lassen als immaterielle Dienstleistungen.

Die Folien von Herrn Hartmann findet ihr hier.

Dr. Mathias Rosenberger – Wie man komplexe Kaufentscheidungen besser verstehen kann und daraus die richtigen Schlüsse zieht

Dr. Rosenberger auf dem Neuromarketing Kongress 2014Zugegeben, Herr Dr. Rosenberger hatte die schwere Bürde direkt nach Herrn Hartmann sprechen zu müssen.  Aber auch wenn er an anderer Position gesprochen hätte: Meiner Meinung nach war dies der schwächste Vortrag des Kongresses.

Herr Dr. Rosenbergers Kernaussage war: Kaufentscheidungen sind immer die Entscheidung von einem Status quo hin zu etwas anderem. Diese sind komplex. Machen wir sie einfacher. Aber nicht zu einfach.

Etwas trivial für meinen Geschmack. Ingesamt fehlte mir der rote Faden in seiner Präsentation, die Klarheit und der Fokus. Aber was solls. Mir muss ja nicht jeder Vortrag gefallen.

Dr. Rosenbergers Vortrag findet ihr hier.

Hans-Willi Schroiff – Die Macht der einfachen Botschaft

Herr Schroiffs Vortrag war im Wesentlichen eine kurze Zusammenfassung seines Buches “Warum Produkte floppen”. Nur besser, fokussierter und unterhaltsamer. Jedem, der es sich leisten kann, empfehle ich, Herrn Schroiff live zu erleben. Den Vortrag findet ihr hier.

Dr. Wolfgang Ullrich – Konsumprodukte: Zwischen Teufelszeug und Ersatzreligion

Nach einem ganzen Tag absatzwirtschaftlicher Betrachtung endete der Neuromarketing Kongress 2014 mit einer philosophischen Perspektive auf Konsum – und einer sehr interessanten dazu. Von Philosophen sollte man ja eigentlich eine kritische Sichtweise erwarten. Stattdessen fielen Aussagen wie:

“Konsum ist ein Medium der Hochkultur geworden.”

Und: “Sie (die Konsumwelt) ist ein Stressfaktor. Aber auch ein Sinnstifter.”

Herr Dr. Ullrich hat mir wieder einmal gezeigt, dass es wenig Sinn macht in Extremen zu denken. Konsum ist keine Lösung, macht nicht dauerhaft glücklich, ist keine Ersatzreligion (sofern man Religion positiv sieht). Er kann aber kurzzeitig die Stimmung bessern und durchaus zielführend sein. Konsum ist auch kein Teufelszeug.

Den Vortrag von Herrn Dr. Ullrich findet ihr hier.

Der Neuromarketing Kongress 2014 ist vorbei – was kommt 2015?

Wenn euch der Neuromarketing Kongress 2014 gefallen hat, merkt euch den 23. April 2015 vor. Denn auch wenn noch nichts feststeht, wurde mir dieser Termin als wahrscheinlichster Zeitpunkt für die achte Neuauflage des Neuromarketing Kongresses genannt. Ein Thema steht auch noch nicht fest – ich hätte da aber ein paar Vorschläge:

1. The centre of attention

Es gibt so viele schöne Studien zu den Themen Aufmerksamkeit und Marketing – beispielsweise diese hier, oder auch diese und diese – und es herrschen noch immer so viele Missverständnisse vor, das man durchaus mal einen ganzen Tag darüber sprechen könnte. Nicht alles, was Aufmerksamkeit weckt, ist verkaufsfördernd. Es gibt aber m.M.n. noch immer viel zu viele Marketer, die das nicht wissen.

2. Why go neuro…?

Es gibt viele gute Gründe, Neuromarketing Studien in Auftrag zu geben – sie werden nur selten kommuniziert! Der Neuromarketing Kongress wäre doch eine schöne Plattform mal die Chancen aufzuzeigen, die mit neurowissenschaftlichen Messmethoden verbunden sind.

3. The Janus-Face of Emotion – warum “gut” nicht immer gut fürs Geschäft ist

Zugegeben, als Emotionsforscher habe ich ein Faible für das menschliche Emotionserleben. Aber ich glaube auch unabhängig davon, dass Marketingmaßnahmen davon profitieren würden, wenn sich Marketer ein bisschen mehr mit menschlichen Emotionen und den verschiedenen Sichtweisen darauf beschäftigten. Vor ein paar Jahren gab es schon einmal das Thema “Emotional Boosting” auf dem Neuromarketing Kongress – Zeit für eine Neuauflage, für neue Perspektiven, neue Erkenntnisse?!

Ich stünde gern als Referent bereit. Herr Häusel, Sie brauchen nur anzurufen :-)

 

Und damit schließe ich die Akte “Neuromarketing Kongress 2014″. Erstmal. Wie schon angekündigt, werde ich in den kommenden Wochen sicherlich das eine oder andere Thema wieder aufgreifen.

Zuvor stehen jedoch andere wichtige Punkte auf meiner Agenda…