Die NMSBA

Die NMSBA

Mal Hand aufs Herz: Neuromarketing fristet in Deutschland ein Nischendasein. Es gibt etwa ein Dutzend Unternehmen, die sich Neuromarketing auf die Fahnen geschrieben haben, wahrscheinlich noch ein paar weitere, die hinter verschlossenen Türen ähnliche Methoden und Dienstleistungen verwenden und natürlich ein paar Universitäten, die in diese Richtung forschen und publizieren. Sicher, es gibt viele, die den Begriff „Neuromarketing“ schon einmal gehört haben.
Aber seien wir ehrlich: Im Mainstream ist Neuromarketing noch lange nicht angekommen.
Man kann sich jetzt fragen, ob es das muss. Aber gehen wir mal davon aus, dass Neuromarketing das Potenzial hat, sich wirklich, wirklich zu etablieren. Warum ist das noch nicht passiert? Was fehlt noch?

Ein Grund ist meiner Meinung nach die fehlende Organisation der Neuromarketing-Macher in Deutschland.

Deutschland steckt im Neuromarketing ungefähr da, wo die Disziplin international betrachtet vor etwa fünf Jahren gewesen ist. Es gibt keinen Dachverband, an den sich Interessierte wenden können. Es gibt keine Veranstaltungen, die unabhängig organisiert werden, um der Disziplin als ganzes ein Forum zu bieten. Überhaupt gibt es nur sehr wenige Veranstaltungen – vom Neuromarketing Kongress in München einmal abgesehen. Es gibt keine eigene Zeitschrift, kein Sprachorgan, keine unabhängige Mailingliste, keine gemeinsame Kommunikation, nichts dergleichen.

Kurz: Jeder kocht sein eigenes Süppchen.

Die einzige Möglichkeit sich im übergeordneten Sinne mit Neuromarketing zu beschäftigen, ist auf internationaler Ebene – denn hier gibt es einen Dachverband: Die Neuromarketing Science and Business Association, kurz NMSBA.
Ich selbst bin, wie aufmerksame Leser wissen, nun im zweiten Jahr Mitglied.
Zeit, diese Organisation einmal vorzustellen.

Die NMSBA in Zahlen: Ein paar Fakten

Die NMSBA wurde am 2. Februar 2012 in den Niederlanden ins Leben gerufen, um Neuromarketing sowohl im geschäftlichen als auch im wissenschaftlichen Sinne professionell zu unterstützen. Seit August 2014 ist sie als gemeinnützige Organisation anerkannt – und eine Menge ist seitdem passiert.

Derzeit (Stand: 16. August 2015) hat die NMSBA insgesamt 1213 aktive Mitglieder in 91 Ländern der Welt. Eine Übersicht findet ihr unter folgendem Link.
Die meisten Mitglieder kommen aus den USA (derzeit insgesamt 168) und Spanien (103). In Deutschland sind nach heutigem Stand insgesamt 45 Mitglieder registriert, was ein solider Platz im gehobenen Mittelfeld ist (Länder wie Kolumbien oder die Niederlande liegen allerdings was die Mitgliederzahlen angeht noch vor uns).

Die angestrebte “professionelle Unterstützung” durch die NMSBA konzentriert sich derzeit vor allem darauf ihren Mitgliedern Informationen über Neuromarketing bereit zu stellen und diese untereinander zu vernetzen. An erster Stelle ist hier das Flagship zu nennen: das Neuromarketing World Forum. Dabei handelt es sich um eine einmal im Jahr, immer auf einem anderen Kontinent stattfindende Konferenz, auf der nicht nur Fachvorträge und Businesscases vorgestellt werden, sondern auf dem auch aktiv an der Zukunft der Disziplin Neuromarketing mitgewirkt werden kann. Es gibt Befragungen und Ideensammlungen zur weiteren Ausgestaltung und strategischen Ausrichtung, Diskussionsrunden, … und so weiter.
Beispielsweise ist das “Neuro Against Smoking” Projekt im Rahmen des Neuromarketing World Forums 2014 entstanden.

Jedem, der sich für Neuromarketing interessiert, kann ich das World Forum nur wärmstens empfehlen – nächstes Jahr in Dubai.

Neben dem World Forum gibt es dann noch die durch die NMSBA organisierte Shopper Brain Conference in Amsterdam und nächstes Jahr erstmalig in Chicago, die ihren Schwerpunkt auf die Anwendung neurowissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse direkt am PoS legt. Im Rahmen der “Neuromarketing Theory & Practice” Tour war die NMSBA sogar vergangenes Jahr für zwei Tage in Deutschland, genauer gesagt in Frankfurt am Main, um dort Einblicke ins Thema Neuromarketing aus theoretischer und praktischer Sicht zu geben.
Wer diesen Kurzauftritt verpasst hat: Hier ein kurzer Bericht.

Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die einmal pro Quartal an alle Mitglieder verschickte Zeitschrift “Neuromarketing Theory & Practice” und das jährlich erscheinende Jahrbuch. Wer auf den Konferenzen nicht genug Input bekommt, hat hier die Möglichkeit in Ruhe über State of the Art Neuromarketing zu lesen – sei es in Form von Interviews, Business Cases, Best Practices, usw. In der letzten Ausgabe, die vor zwei Wochen erschienen ist, ging es beispielsweise um den direkten Vergleich von Neuromarketing und Big Data – ein Thema, das regelmäßigen Besuchern von discover-neuro.de bekannt vorkommen dürfte.

It’s all about the people: Die Struktur

NMSBA Mitgliedsbeiträge

NMSBA Mitglied werden? So teuer ist das gar nicht…

Formal besteht die NMSBA aus
- dem Office, welches von der ausführenden Direktorin und soweit ich weiß auch Gründerin der NMSBA, Carla Nagel, geführt wird,
- dem Advisory Board, welches aus fünf Mitgliedern und einem Kunden besteht und für eine Amtszeit von drei Jahren durch die Mitglieder der NMSBA gewählt wird,
- sowie den Local Chairs, die ebenfalls jeweils für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt werden.

Was genau das Advicory Board macht – außer beraten – weiß ich leider nicht. Aber ich weiß dass mit Rafal Ohme, Richard Silberstein, Christophe Morin und Steve Genco ein paar der wirklich ganz großen Namen des internationalen Neuromarketings vertreten sind.
Die Kompetenz ist jedenfalls vorhanden.

Ich weiß aber, dass der Local Chair als Repräsentant der NMSBA die Organisation in seinem Land jeweiligen vertritt und die Aufgabe hat, das Feld insgesamt lokal zu entwickeln. In Deutschland fällt dies Prof. Bernd Weber aus Bonn zu, der bereits in seine zweite Amtszeit als Local Chair für Deutschland geht. Auf der Konferenz in Frankfurt vergangenes Jahr hatte ich kurz die Möglichkeit Herrn Weber persönlich kennenzulernen.
Ich bin mir sicher, auch die nächsten drei Jahre ist Neuromarketing in Deutschland in guten Händen.

Wo soll es hingehen?

In naher Zukunft will die NMSBA vor allem ihre lokale Präsenz stärken. Es begann mit landesspezifischen Subseiten der NMSBA Homepage, auf der beispielsweise alle nationalen Unternehmen gelistet und im Fall von Deutschland auch dieser Blog verlinkt sind.
Weiter gehen wird es mit dem Konzept des sogenannten Behavioral Cafés – einer Art nationaler Stammtisch, der erstmalig im November diesen Jahres in ausgesuchten Orten überall auf der Welt stattfinden soll.
Ich werde euch diesbezüglich auf dem Laufenden halten.

Ich freue mich schon drauf.

Warum das Ganze?

Meiner Meinung nach steckt Neuromarketing in Deutschland noch in den Kinderschuhen – und es bedarf Organisationen wie der NMSBA, die das Feld systematisch entwickeln. Ich bin damals aus einer Laune heraus Mitglied geworden – und habe es keine Sekunde bereut.

Nun möchte auch ich einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Neuromarketing in Deutschland leisten.
Deswegen dieser Beitrag.

Deswegen die Frage an euch: Was muss passieren, damit sich Neuromarketing – auch in Deutschland – weiter etabliert? Und wie kann die NMSBA dabei helfen?