Neuromarketing im Tourismus

Neuromarketing im Tourismus

In Zeiten fortwährender Reizüberflutung spielt es für Unternehmen eine immer größere Rolle sich voneinander abzuheben und ihre Produkte richtig zu vermarkten. Besonders die Tourismus-Branche in all ihren Facetten (ich denke da nicht nur an Reisebüros, streikende Fluggesellschaften und Reiseveranstalter, sondern auch an Fremdenverkehrsbüros, Tourist-Informationen, Vermieter von Ferienwohnungen, Jugendherbergen, wie auch die jeweiligen Zulieferer an die Hotels, etc.) ist als Dienstleistungssektor auf stetige Nachfrage der Kunden angewiesen.

Insbesondere die Hotellerie steht dabei unter immensem Konkurrenzdruck und muss sich mit stetigen Innovationen im Kopf des Kunden verankern. Das klassische Marketing mittels Print-Anzeigen, Werbe-Flyern und sonstigen Aufmerksamkeitshaschern reicht längst nicht mehr aus, sich aus dem vielfältigen, für den Kunden oft kaum zu unterscheidenden Angebot abzuheben.

Meine Leidenschaft für die Arbeit

Mir ist diese Situation seit fünf Jahren schmerzlich bewusst. Mein Bachelor-Studium in „Tourismuswirtschaft“ habe ich im dualen System absolviert und dabei in einem Reisebüro meine Ausbildung abschließen können. Das hat mir die Schwierigkeit der Tourismus-Branche vor Augen geführt: Es gibt schätzungsweise zehn Hotels an einem Strandabschnitt der Ostseeküste, der nicht länger als 600m ist. Alle Häuser sind im 3-4*-Bereich angesiedelt, haben ein Top Wellness-Angebot und natürlich eine einzigartige Strandlage. Einzigartig? Wohl kaum.

Erich Westendarp / Pixelio.de

Erich Westendarp / Pixelio.de

Die Hotels können nicht mehr durch ihre Ausstattung oder Lage auftrumpfen – sie müssen einen echten Mehrwert für den Kunden schaffen. Einen Mehrwert, den der Kunde auch erkennen kann. Daher wollte ich dieses Thema in meiner Master-Thesis endlich aufgreifen und damit drei Themen verbinden, die vor langer Zeit zu meiner Passion geworden sind: Psychologie, Tourismus und Marketing. Sind die beiden letzteren Themen in meinem Bachelor- und Master-Studium ausführlich behandelt worden, ist die Psychologie leider etwas zu kurz gekommen. Also witterte ich bei der Erstellung meiner Master-Thesis meine Chance, diese Themengebiete zu verknüpfen. Das Resultat ergab dann folgende Thematik: „Neuromarketing als Potenzial für neue Wege in der Kundenansprache in der Hotellerie am Beispiel vom Iberotel Boltenhagen“.

Praktisches Arbeiten, statt blanke Theorie

Von vornherein war für mich klar, dass das keine der Schreibtisch-Schubladen-Arbeiten werden soll, die nur für die Note eingereicht wird und dann verschwindet. Ich wollte ein Ergebnis liefern, dass tatsächlich an der aktuellen Wirtschaftslage und Situation der Hotels ausgerichtet ist und diese auch verändern kann. Das Iberotel Boltenhagen teilte glücklicherweise diese Einstellung und so begann unsere gemeinsame Zusammenarbeit. Wie kam es aber nun zu Neuromarketing?

Experten suchen eine Definition für „Neuromarketing“

Rike / Pixelio.de

Rike / Pixelio.de

Neuromarketing ist für mich eine Erweiterung des klassischen Marketings, das diese bereits angesprochenen, notwendigen Innovationen versprechen soll. Dabei wird der Begriff „Neuromarketing“ zwar zunehmend inflationär verwendet, erfährt jedoch keine einheitliche Definition. Geht es im Grunde um die Anwendung von Psychologie und Hirnforschung auf die klassischen Elemente des Marketings, kann es auch als bloße Anwendung bildgebender Verfahren verstanden werden. Aus dem Grund liegt ein Schwerpunkt meiner Arbeit darauf, das differenzierte Verständnis des Neuromarketings mittels literarischer Recherchen und Expertengesprächen aufzuzeigen.

Zu diesem Zweck habe ich neun Experten befragt, die sich besonders durch ihre Erfahrungstiefe und –Breite im Neuromarketing auszeichnen und ihre Forschungen oder Arbeit darauf ausrichteten. Auffällig ist, dass eine Zweiteilung innerhalb des Themengebiets vorliegt: Eine Spaltung in Theorie und Wissenschaft. Die Arbeit konnte diesen Zwiespalt eindrucksvoll verdeutlichen, sodass dieser klar nachvollziehbar dargestellt ist.

Anwendung des Neuromarketing in der Hotellerie – heute und in Zukunft

In diesem Zusammenhang sind auch Anwendungsbeispiele erläutert, von denen insbesondere die Hotellerie profitieren kann. Konkrete Handlungsempfehlungen zur Adaption des Neuromarketings in das Gesamtkonzept eines Hotelkonzerns sind beispielhaft an der Situation des Iberotel Boltenhagen ausgerichtet und stellen somit den Praxisbezug, wie auch die Anwendbarkeit der Thematik her. Gerade dies ist der wichtigste Punkt in der Arbeit: Die Ergebnisse sollen den touristischen Betrieben wirklich helfen, Neuromarketing zu verstehen und auch anwenden zu können. Wie sollen sie sich  zukünftig weiterhin profilieren?

Vorstellung Winkler

Ein Blick in die Zukunft des Neuromarketings verdeutlicht die potenzielle Wirksamkeit des Themengebiets nicht nur für die Hotellerie, sondern für sämtliche Branchen. An jeglichen Stellen mit Kundenkontakt kann Neuromarketing angewendet werden. Dies unterstreicht die Brisanz und vor allem die Aktualität der Thematik. Daher ist es besonders wichtig, dass die Thematik auch tatsächlich von den Unternehmen wahrgenommen und durchdrungen wird. Dass die Arbeit nicht am Thema vorbeiging, bestätigt sicher auch der Innovationspreis der Stadtwerke Schwerin. Für mich ein Zeichen, dass die Thematik auch in der Wirtschaft und nicht nur im Tourismus eine essentielle Rolle einnehmen kann. Ich hoffe daher, dass sich auch andere Unternehmen damit auseinandersetzen und die Zeichen der Zeit erkennen. Einen wesentlichen Anfang dafür bringt ja glücklicherweise schon der Blog von Benny Briesemeister, dem ich hier noch einmal ein großes Dankeschön an die gemeinsame Arbeit aussprechen möchte – Immerhin ist er doch einer der wichtigsten Experten für meine Thesis gewesen. Für die weitere Arbeit und die anstehende Promotion wünsche ich ihm alles Gute! Ich hoffe, bei mir klappt das dann auch so souverän.

Zusammenfassung: Das Wichtigste in 50 Wörtern

Im Fokus der Master-Thesis steht die Anwendung von Neuromarketing für die Tourismus-Branche. Dabei ist die fehlende Einheitlichkeit einer Definition für „Neuromarketing“ ausschlaggebendes Ergebnis der Arbeit. Die Wirksamkeit für die Hotellerie wurde bestätigt – bietet deshalb eine erste Verknüpfung von Neuromarketing mit der Hotellerie und damit auch wertvolle Ansatzpunkte für die Touristik.